Archiv der Vorlesungen der Biowissenschaftlich-medizinischen Klasse

ZUR SOZIALEN EVOLUTION VON PRIMATEN: EINBLICKE AUS DER PAVIANFORSCHUNG

Mittwoch, 05. Oktober 2023, 13:30 Uhr
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Einstein-Saal 

Die sozialen Systeme von Primaten sind bemerkenswert vielfältig und spielen daher eine zentrale Rolle für das Verständnis der sozialen Evolution. Obwohl die Gattung der Paviane in diesem Kontext immer eine große Bedeutung hatte, war über das westlichste Mitglied der Gattung, die Guineapaviane (Papio papio), nur wenig bekannt. Um diese Forschungslücke zu füllen, gründete unser Team die Feldstation Simenti im Niokolo Koba National Park in Senegal, wo wir freilebende Guineapaviane in einem Langzeitprojekt erforschen. Ich werde zunächst die wichtigsten Ergebnisse des ersten Jahrzehnts der Forschung zusammenfassen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten mit anderen Pavianarten erläutern und die Ergebnisse in theoretische Überlegungen zur Evolution von Sozialsystemen einbetten. Im Anschluss werde ich Arbeiten zum Zusammenhang zwischen dem Sozialsystem, der Kommunikation und Intelligenz der Tiere vorstellen. Abschließend werde ich auf verschiedene Herausforderungen bei der Erforschung von Affen in freier Wildbahn zu sprechen kommen.

Vortrag
Prof. Dr. Julia Fischer
Deutsches Primatenzentrum, Leibniz-Institut für Primatenforschung
Georg-August-Universität, Göttingen
Vizepräsidentin der BBAW

Moderation
Prof. Dr. Thomas Börner
Humboldt-Universität zu Berlin
Akademiemitglied

Veranstaltungsflyer (PDF)


Impfen – Eine gute Idee?

Dienstag, 27. September 2022, 16 Uhr
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Einstein-Saal

Unser Immunsystem kann sich Krankheitserreger merken, die uns einmal infiziert haben. Wir sind dann immun gegen diese Krankheitserreger. Wie macht das Immunsystem das? Und wie kann man durch Impfstoffe Immunität gegen Krankheitserreger schaffen, die uns bedrohen, aber mit denen wir noch keinen Kontakt hatten? Wie lange schützt uns eine Impfung, z.B. gegen SARS-CoV-2? Kann man sich als Geimpfte noch infizieren? Welche Nebenwirkungen können Impfungen haben und wie kann man das herausfinden? In dem Vortrag werden die Zellen unseres Immunsystems vorgestellt und wie sie miteinander kooperieren, wenn sie mit einem Krankheitserreger oder einem Impfstoff konfrontiert werden. Wie dabei Gedächtniszellen entstehen, die uns über viele Jahre schützen, und wie diese Zellen im Knochenmark überleben. Warum das Immunsystem jedes Menschen einzigartig ist, und welche Fehler das Immunsystem machen kann und dabei selber Krankheiten verursacht. Und warum Impfen oft, aber nicht immer eine gute Idee ist.

Vortrag
Andreas Radbruch
Akademiemitglied
Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin
Ein Leibniz Institut

Moderation
Thomas Börner
Akademiemitglied
Humboldt-Universität zu Berlin

Veranstaltungsflyer (PDF)


Zur sozialen Evolution von Primaten: Einblicke aus der Pavianforschung

Mittwoch, 29. September 2021, 16 Uhr
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Einstein-Saal 

Die sozialen Systeme von Primaten sind bemerkenswert vielfältig und spielen daher eine zentrale Rolle für das Verständnis der sozialen Evolution. Obwohl die Gattung der Paviane in diesem Kontext immer eine große Bedeutung hatte, war über das westlichste Mitglied der Gattung, die Guineapaviane (Papio papio), nur wenig bekannt. Um diese Forschungslücke zu füllen, gründete unser Team die Feldstation Simenti im Niokolo Koba National Park in Senegal, wo wir freilebende Guineapaviane in einem Langzeitprojekt erforschen.
Ich werde zunächst die wichtigsten Ergebnisse des ersten Jahrzehnts der Forschung zusammenfassen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten mit anderen Pavianarten erläutern und die Ergebnisse in theoretische Überlegungen zur Evolution von Sozialsystemen einbetten. Im Anschluss werde ich Arbeiten zum Zusammenhang zwischen dem Sozialsystem, der Kommunikation und Intelligenz der Tiere vorstellen. Abschließend werde ich auf verschiedene Herausforderungen bei der Erforschung von Affen in freier Wildbahn zu sprechen kommen.

Vortrag
Julia Fischer
Abteilung Kognitive Ethologie, Deutsches Primatenzentrum und Abteilung für Primatenkognition,
Georg-August-Universität, Göttingen
Vizepräsidentin der BBAW

Moderation
Thomas Börner
Humboldt-Universität zu Berlin
Akademiemitglied

Veranstaltungsflyer(PDF)


Eingriffe mit der Genschere in die Keimbahn des Menschen zur Therapie von Krankheiten: Fakten und Fiktionen

Dienstag, den 01. September 2020 um 14 Uhr
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Einstein-Saal

Die Erschaffung „neuer“ Menschen hat in der Mythologie, der Literatur und der Philosophie eine lange Tradition. So wird auch in der aktuellen Diskussion zu therapeutischen Eingriffen in die menschliche Keimbahn stets darauf hingewiesen, dass ebenso Veränderungen möglich seien, die dem „Enhancement“, also der „Verbesserung“ der menschlichen Natur, dienen könnten. Im Tierexperiment (Maus) sind derartige Eingriffe dank der sogenannten CRISPR/Cas-Genschere bereits anspruchsvolle Routine. Die Anwendung auf den Menschen ist in Deutschland jedoch gesetzlich verboten. Allerdings machte 2018 die Geburt der ersten genetisch veränderten Babys in China weltweit Schlagzeilen. In dem Vortrag werden die methodischen Voraussetzungen hierfür, die ethischen und juristischen Rahmenbedingungen erläutert und die Frage diskutiert, ob es für derartige Eingriffe beim Menschen überhaupt eine sinnvolle medizinische Anwendung gibt.

Vortrag
Prof. Dr. Karl Sperling
Charité - Universitätsmedizin Berlin
Akademiemitglied

Moderation
Prof. Dr. Thomas Börner
Humboldt-Universität
Akademiemitglied

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Gezielte Genomveränderung bei Nutzpflanzen - nützlich oder riskant?

Montag, 09. September 2019, 16 Uhr
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Einstein-Saal

Die Pflanzengenetiker Prof. Dr. Thomas Börner und Prof. Dr. Joachim Schiemann stellten Chancen und Risiken der gezielten Genomveränderung bei der Pflanzenzüchtung vor. Während der vergangenen Jahrtausende konnten aus der natürlichen Pflanzenmutation für die Züchtung von Nutzpflanzen wertvolle Erkenntnisse abgeleitet werden. Doch Gentransfer, die Genetik zur Vererbung von Merkmalen und die Erhöhung der Mutationsrate wurden für Pflanzen, von denen Menschen sich ernähren, Ende des letzten Jahrhunderts in Deutschland gestoppt. Neuen Antrieb gewinnt die Diskussion um Nutzen und Risiken durch die Entdeckung der gezielten Genomveränderung von CRISPR (Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats) und Cas9 (einer Endonuklease und eines Ribonukleoproteins aus Bakterien).

Moderation
Thomas Börner
Akademiemitglied

Vortrag
Joachim Schiemann
Ehemals Julius Kühn-Institut
(Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen), Quedlinburg

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Zucker als Impfstoff – von der Grundlagenforschung zur industriellen Umsetzung

Freitag, 16. November 2018, 16 Uhr
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Einstein-Saal

Während zu viel Zucker in Nahrungsmitteln ein Übel darstellt, birgt Zucker in der Medizin süße Zukunftsaussichten. So sind synthetische, komplexe Zuckermoleküle etwa Bestandteil neuartiger und vielversprechender Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten. Diese komplexen Zuckermoleküle (sog. Glykane) verlässlich und rein herzustellen, war die Idee des Vortragenden, Peter H. Seeberger. Er ist ein Pionier der Glykowissenschaften – dem Forschungsgebiet, das die Rolle von Zuckermolekülen an der Grenze zwischen Biologie und Chemie untersucht. Seebergers neu entwickeltes, automatisiertes chemisches Verfahren hilft, diese Zucker schnell für diagnostische Zwecke herzustellen, um etwa Blut auf Antikörper zu untersuchen. Mehrere Impfstoffe gegen Krankenhauskeime sowie Lungenentzündung stehen nun kurz vor der klinischen Entwicklung. Daneben hat er eine Methode zur Herstellung eines wichtigen Malariamedikamentes aus Abfall entdeckt.

Moderation
Thomas Börner
Akademiemitglied

Vortrag
Peter H. Seeberger
Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzforschung, Potsdam
Akademiemitglied

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Autoimmunkrankheiten 

Montag, 16. Oktober 2017, 18 Uhr
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Einstein-Saal

Wirbeltiere haben ein einzigartiges Immunsystem entwickelt: Lymphozyten können durch Antigenrezeptoren körperfremde Stoffe erkennen, sie unschädlich machen und sich diese ein Leben lang merken. Die spezifische Reaktion und das immunologische Gedächtnis sind unser Schutz vor Infektionskrankheiten und Krebs. Wie wirkungsvoll dieser Schutz ist, wird durch Impfungen deutlich. Beim Impfen wird durch harmlose Antigene ein immunologisches Gedächtnis für einen Krankheitserreger erzeugt. Infiziert man sich mit dem Krankheitserreger, ist man durch Antikörper und Lymphozyten des Gedächtnisses geschützt. Ein Beispiel: Vor der Einführung der Pockenimpfung starben jährlich 2 Millionen Menschen weltweit an Pocken, heute gelten Pocken als ausgerottet. Die Funktionsweise des Immunsystems und die Ursachen für das Entstehen von Autoimmunkrankheiten wird Andreas Radbruch in seinem Vortrag erläutern. Welche Möglichkeiten der modernen Medizin bei der Behandlung von Autoimmunkrankheiten zur Verfügung stehen, wird Gerd-Rüdiger Burmester anhand von zwei rheumatischen Krankheitsbildern erklären.

Begrüßung
Max Löhning
Leiter Pitzer-Labor Arthroseforschung Charité - Universitätsmedizin Berlin
Sekretar der Biowissenschaftlich-medizinischen Klasse

Vortrag
Immunittät und Autoimmunität: der Preis des Immunsystems

Andreas Radbruch
Deutsches Rheumaforschungszentrum Berlin u. Charité - Universitätsmedizin Berlin
Akademiemitglied

Die Behandlung von Autoimmunerkrankungen
Gerd-Rüdiger Burmeister
Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie,
Charité - Universitätsmedizin Berlin
Akademiemitglied 

Moderation
Jacqueline Boyce
Potsdam

Veranstaltungsflyer(PDF)